oder es hätte schlimmer kommen können

-> Reisefotos vom 37. Tag

Wer motorisiert unterwegs ist und von der Nordinsel auf die Südinsel will, kommt um den Cook Strait nicht herum. Der Kanal zwischen den beiden Inseln Neuseelands ist bekannt für seine rauhe See, da die Gegend immer sehr windig ist. Gepaart mit der Aussicht auf Sturmwetter gibt das die optimale Mischung um ganz sicher seekrank zu werden. Wir hatten uns unsere Überfahrt ein bisschen anders vorgestellt, aber bekanntlich macht das Wetter eh was es will und so haben wir uns bei der Abfahrt in Martinborogh auf eine eher ungemütlichere Reise eingestellt.

Dass die Gemütlichkeit vorbei ist zeigte sich jedoch schon viel eher als wir ahnen konnten, einige Kilometer vor Wellington. An wenig Verkehr gewöhnt dachten wir 1h Puffer bei 1h offizieller Fahrzeit würde längstens ausreichen um pünktlich bei Car Check-in einzutreffen. Denkste, nervenaufreibender Stau verzögerte die Fahrt dermassen, dass wir 3 Minuten vor Türschluss beim Check-in ankamen. Bis da hat es noch gar keine Wellen gebraucht um für ein flaues Magengefühl zu sorgen. Erst im Nachhinein erkannten wir, dass wir uns nicht zu stressen gebracht hätten, denn auch eine halbe Stunde nach der offiziellen Gateschliessung trafen immer noch Nachzügler ein, wohl alles solche die mit weit weniger Puffer als wir gerechnet haben.

 

Die eigentliche Überfahrt war dann halb so schlimm wie vermutet. Zwar hat es heftig gestürmt, aber der angekündigte Regen blieb aus, so dass der Himmel anfangs noch bedeckt war, die Sicht aber trotzdem akzeptabel blieb. Nur am Anfang hat man den rauheren Seegang noch gemerkt, doch die Fahrt ging nicht direkt gegen, sondern eher parallel zu den Wellen. So glich die Bewegung des Schiffes mehr einem gemütlichen Schaukeln. Die Folge war zum Glück nur Müdigkeit und nicht Übelkeit.

Je mehr wir uns der Südinsel näherten desto besser wurde das Wetter und als in die Marlborough Sounds einfuhren, schien bereits die Sonne.

Mit der Überfahrt war unsere heutige Tagesreise aber noch nicht zu Ende. Es folgte nochmals eine nicht unerhebliche Fahrstrecke. Diese führte über den Queen Charlotte Highway via Havelock nach Nelson. Eine kurvenreiche Touristenroute entlang der Sounds und durch Waldwirtschaftsgebiet über einige Pässe.

 

Von Nelson aus bestaunten wir über die Bucht hinweg in der Ferne die schneebedeckten Berge der Arthur Ridge im Kahurangi Nationalpark. Nelson, rsp. Richmond sollte diesmal noch nicht unser Tagesziel seinl, wie auf den letzten Reisen. Es ging noch weiter.

Wir durchquerten eines der grössten Obstanbaugebiete Neuseelands, das mitten in den Erntevorbereitungen für unsere neuseeländlischen Gala Äpfel ist. Neben Äpfeln, werden hier auch Birnen, Pflaumen, Kirschen und verschiedene Beerensorten angebaut.

Am späteren Nachmittag fuhren wir durch Motueka hindurch, auch die Hauptstadt der Abel Tasman Gegend sollte nicht unser Ziel werden. Weiter gings rauf auf die Takaka Hills, welche eine grossartige Aussicht auf die Region bieten. Und wieder runter bis fast an den äussersten Zipfel der Nordwestküste der Südinsel an den Pohara Beach.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dort haben wir uns ein Cabin mit Strandsicht reserviert, wo wir die nächsten zwei Tage verbringen werden. So ging eine äusserst abwechslungsreiche Reise vom Norden in den Süden zu Ende. Trotz eher schlechteren Vorzeichen war es am Schluss durchaus eine bemerkenswerter Tag.

oder die älteste Weinregion und das modernste Stonehenge

-> Reisefotos vom 36. Tag

Nach den ereignisreichen Tagen in Napier und Hastings gehts weiter südwärts. Doch bevor die Autofahrt so richtig losgeht machen wir noch ein paar Besorgungen in Hastings, sowie am Farmers Market. Dort gibts neben Früchten und Gemüse, auch allerlei Köstlichkeiten, welche von den Farmern hergestellt werden. Seien es feine Konfitüren, Relish, Chutneys oder verschiedene Saucen, alles wird feilgeboten. Da kann man natürlich nicht widerstehen und so wandert das eine oder andere in unsere Einkaufstüte. Bestens versorgt kann die Weiterreise nun losgehen.

Unser Ziel ist Martinborough, nicht nur ein kleines Winzerdörfchen, sondern auch die Bezeichnung der älsteste Weingegend Neuseelands. Hier hat alles mit dem Weinbau in Neuseeland angefangen. Noch heute werden die Pinot Noirs von Martinborough weltweit mit Auszeichnungen geehrt.

Ansonsten hat diese Gegend Neuseelands Landschaftlich nicht allzu viel zu bieten. Vorwiegend Landwirtschaft dominiert das Bild. Viel Milchwirtschaft, ein paar Schafe, gelegentlich ein Maisfeld. Das wars dann auch schon.

Dass sich die TUI Brewery, eine der grösseren Brauereien in Neuseeland ausgerechnet hier angesiedelt hat verwundert uns ein bisschen, aber wahrscheinlich ist das Geschäft einfach gewachsen und man ist dann halt am Ursprungsort geblieben.

Rund um Martinsborough hat es ein paar kleine Dörfchen, die von der viel befahrenen Route profitieren. Greytown ist eines davon. Hier haben sich einige nette, kleine Boutiquen, Lädelchen und Bistros entwickelt und laden ein zum Flanieren und Verweilen. Genau das Richtige für ein Zvierihalt.

Die skurillste und wohl sehenswerteste Attraktion der Gegend ist jedoch das Stonehenge Aotearoa. Wer jetzt glaubt auf altertümliche Steinkreise wie im Original in England zu treffen der hat sich mächtig getäuscht. Das Stonehenge Aotearoa ist ein Bau der Neuzeit. Hier haben sich Astronomen und Wissenschaftler verwirklicht und mit viel Liebe zum Detail das Stonehenge nachgebaut.

Den einen oder anderen mag der Bau in Beton vielleicht stören, aber ich denke das ist wohl dem zeitgemässen geschuldet und wohl auch den Finanzen. Ein Bau aus Steinquadern kann man sich heute wohl kaum mehr leisten. Nichts desto trotz haben die Erbauer darauf geachtet, dass das Bauwerk nicht nur ein Kunstwerk wird, sondern auch, wie sein Vorbild, astronomisch genutzt werden kann. So sind die verschiedenen Steine und der Obelisk ist Zentrum akribisch ausgerichtet und auch auf die korrekte Höhe in Bezug auf die Umgebnung wurde geachtet. Wie gesagt, mit viel Liebe zum Detail und wirklich sehenswert.

oder mit dem Traktor zu den Tölpeln

-> Reisefotos vom 34. bis 35. Tag

Hastings und Napier leben beide von der Weinindustrie und dem Art Déco Look mit dem die Städte für die Touristen um eine Spur attraktiver gemacht werden als andere vergleichbare Städte in Neuseeland. Dass dies ein Erfolg ist, merkt man sehr gut, denn man erkennt sehr wohl den Wohlstand in und um die Städte herum. Die Hawke's Bay ist das Ziel vieler Touristen von In- und Ausland, insbesondere weil hier auch 2-3 mal pro Woche Cruise-Schiffe von Australien und Amerika halt machen.

Neben den obligaten Weintouren und dem Besuch der Städte gibt es noch eine Spezialität in der Bucht, die Gannet Colony (Tölpelkolonie) am Cape Kidnappers. Der Name des Capes stammt übrigens von James Cook, dessen junger Maoriübersetzer hier von einem Stamm gekidnappt wurde, wärend man in der Bucht ankerte.

Die Kolonie der Tölpel lässt sich auf 2 Arten besuchen. Entweder bequem per klimatisierten Bus, der einem direkt bis aufs Kliff hinausfährt oder auf die Art, wie wir es gemacht haben, mit den Gannet Beach Adventures. Schon der Name sagt einiges dazu aus, was man hier erleben kann.

Nichts von Klimabus, dafür Vergnügen pur. Unser Gefährt ist ein Traktor, rsp. dessen Anhänger auf denen wir platznehmen dürfen. Wir sitzen seitwärts auf den gepolsterten Wagen und werden so über den Strand gezogen.

Das Strandabenteuer beginnt in Clifton. Von dort geht's entlang der Steilküste Richtung Cape Kidnappers. Unterwegs gibt eine kleine Unterweisung in Geologie und wir staunen ab den verschiedenen Gesteinsformationen die wir passieren. Durch die tektonische Bewegung der Australischen unter die Pazifische Platte hebt sich hier die Küste aus dem Boden. So kommt es, dass zu Beginn der Fahrt das Gestein noch ein Alter von rund 300'000 Jahren hat und wir am Ende am Cape vorne Gestein passieren, dass sage und schreibe 4,5 Mio Jahre alt ist. Eine richtige Zeitreise durch die geologische Geschichte unserer Erde. Unterwegs zeigt man uns Gesteinsschichten mit Muscheln, pulverartige Schichten aus Vulkanasche oder Einschlüsse von Biomasse (Vorstufe von Erdöl). Auf einem der Fotos seht ihr ein wunderbar erhaltenes, fossiles Blatt das unser Guide mit dem Pickel freigelegt hat.

Die erste Tölpelkolonie gibt's bereits am Strand zu bestaunen. Schon hier bekommen wir einen Eindruck, was uns am Cape erwartet. Und dies nicht nur geruchs- und lärmmässig ;o)). Die Tölpel sind ausgezeichnete Flieger und wir staunen wie sie durch die Luft gleiten oder zielgenau über ihrem Nistplatz segeln, bevor sie dort landen.

Am Ende unserer Fahrt entlang der Küste wartet ein kleiner Aufstieg zur berühmtenTölpelkolonie auf uns. Nach einer halben Stunde haben wir unser Tagesziel erreicht. Vor uns auf dem Felsen erstreckt sich die grösste, zugängliche Tölpelkolonie der Welt. Nur 2 Meter trennen uns von den nistenden Vögeln. Der Gannet ist nicht nur Flugkünstler, sondern auch ein ausgezeichneter Taucher, ähnlich den Shaggs. Dabei hilft Ihnen eine Besonderheit ihrer Augen. Die Tölpel können innert Millisekunden die Prismen so umstellen, dass sie auch unter Wasser schaft sehen können. Ohne diese unglaubliche Gabe der Natur wäre es schwierig den Fisch, den sie aus der Luft erspähnen bei ihrem Sturzflug ins Wasser auch zu treffen, rsp. einzufangen. Doch so haben sie keine Schwierigkeiten damit.

Wir sehen Küken in allen Stadien der Entwicklung, auch solche die schon bald mit ihren Eltern wieder losziehen und bereits im Alter von rund 16 Wochen übers Meer zurück an die Küste von Australien fliegen. Nach 3-5 Jahren werden diese Jungtiere dann hierher zurückkehren um ihren Nistpartner zu finden.

Die Tour ist ein spannendes Erlebnis bei der man viel über Natur und Tierwelt deses Teils von Neuseeland erfährt. Hinzu kommt der Funfaktor, da man entlang der Küste immer mal wieder durchs spritzende Meer oder über Steine gezogen wird, so dass der ganze Anhänger zu kippen droht. Wer nur halbwegs gut beieinander ist, solllte diese Tour definitiv der Bustour vorziehen.

oder der schlafende Riese

-> Reisefotos vom 33. Tag

Nach dem Te Urewera Nationalpark geht's weiter nach Hastings an die Hawke's Bay. Hastings ist die Nachbarstadt (keine 20km entfernt) von Napier und liegt wie dieses in einer der bekannten Weingegenden Neuseelands. Da gehört es selbstredend zum guten Ton, dass man eine Weintour macht. Wir kennen hier von früher her ein gutes Unternehmen das Odyssey New Zealand. Vor 4 Jahren haben wir ihre Weintour bereits geniessen können. Daher waren wir erfreut, dass es das Angebot noch immer gab, was durchaus nicht selbstverständlich ist. Diesmal entschieden wir uns für die Sunset Odyssey und wir sollten es nicht bereuen.

Im Gegensatz zu den traditionellen Weintouren gings bei dieser Tour nicht von Winery zu Winery. Diese Tour startet bei Vidal im Winery Restaurant. Dort gibt es zum Winetasting eine leckere, Gourmet-Vorspeisenplatte mit allerlei Köstlichkeiten, wie Muscheln an Safransauce, Chorizon mit Birnen in Sherry, Carpaccio mit Rettichschaum, Tintenfisch in Pfeffer-Limetten Panade, usw. So ist schon der Start zur Tour ein kleiner Höhepunkt.

Nach der Vorspeise geht's dann weiter auf den Te Mata Peak. Te Mata ist aus der Sicht der Maori ein Steinriese der hier gestorben ist. Die Legende besagt, dass eine Maoriprinzessin mit dem Riesen verheiratet werden sollte um dessen Gunst zu gewinnen, damit man seinen Beistand im Kampf gegen andere Stämme hat. Der Häuptling wollte aber seine Tochter mit einer List nicht einfach hergeben sondern stellte die Bedingung, dass der Riese vor der Heirat 3 Aufgaben löse. Dabei wählte er quasi "unlösbare" Aufgaben, so dass der Riese für die ersten 2 bereits 20 Jahre brauchte. Nun geschah es aber, dass sich die Tochter in der Zwischenzeit in den steinfressenden Riesen verliebte und so verlangte sie, dass sie sich die 3 Frage aussuchen dürfe. Sie entschied sich für etwas einfaches, damit sie den Riesen rasch möglichst heiraten könne. Er solle doch ein Tal in die Te Mata Range fressen, damit die beiden Clans besser zusammnenkommen und Frieden finden könnten. Der Riese war begeistert von der Aussicht, dass er mit dieser leichten Aufgabe nach so langer Zeit endlich rasch ans Ziel kommen würde. Er begann in Eile das Tal zu fressen. Dabei verschluckte er sich und starb. Die Maoriprinzessin war so betrübt, dass ihr geliebter wegen ihrer Aufgabe starb, dass sie sich von der Range in den Tod stürzte. Dies ist für einmal ein tragisches und trauriges Maorimärchen. Sam unser Guide wäre eine Version mit einem schlafenden Riesen und einer wartenden Prinzessin lieber gewesen, aber es hat nicht sollen sein.

Für uns ist der Te Mata Peak aber kein trauriges Erlebnis, ganz im Gegenteil. Das Timing ist absolut perfekt und so geniessen wir bei einem Glas Champagner nicht nur eine fantastische Aussicht auf die Region, sondern einen Bilderbuch Sonnenuntergang der Superlative.

Nach diesem Erlebnis hatten wir alle wieder Hunger und so fuhren wir zum Hauptgang in eines der angesagtesten Winery Restaurants der Gegend. Von hier ging der Blick direkt hinauf zum Te Mata Peak auf dem wir kurz zuvor noch waren. Die Küche zauberte auch hier wahre Köstlichkeiten auf den Tisch, so war mein Rindsfilet, superzart, supersaftig und ganau auf den Punkt gegart und zusammen mit den Kartoffelgnocchi und der Rotweinsauce einfach traumhaft.

War wäre ein solcher Abend ohne Dessert. Das i-Tüpfelchen gab's auf dem ältesten Weingut Neuseeland der Mission Estate. Zu Dessertwein genoss Karin einen Erdbeerentraum und ich ein schaumiges Tiramisu.

Was will man mehr. Diese Tour vereint Geschichte, Weinkultur- und natur mit einem Gourmeterlebnis der Extraklasse. Da bleiben keine Wünsche offen.

oder am, auf und im See

-> Reisefotos vom 31. und 32. Tag

Der Te Urewera Nationalpark ist defintiv etwas für jemanden der seine Ruhe möchte. Schon die Anfahrt verhindert, dass all zu viele Touristen hierher kommen. Hinzu kommt , dass das Motorcamp einen eher durchschnittlichen Ausbaustandard hat. Nichts von Luxuscabins oder sogar Motelstandard. Die Cabins sind einfach, zweckmässig und teilweise in origineller Form gehalten. Dafür hat man vom Motorcamp aus die Möglichkeit den Lake Waikaremoana zu erkunden. Der See ist wunderschön eingebettet in den Regenwald des Te Urewera.

Wir geniessen die Auszeit von der Fahrerei und entspannen uns am See, im See und beim Kanufahren sogar auf dem See.

Der See ist trotz der vielen Boote im Hafen in keinster Weise überlaufen. Im Gegenteil, wir haben auf dem See selten ein Boot gesehen. Auf dem weitläufigen Seegebiet verlieren sich die paar Boote wohl rascher als man denkt. Was man dafür immer sieht sind zahlreiche schwarze Schwäne, diverse Entenarten, sowie Haubentaucher.

Das klare Wasser lädt selbstverständlich zum Bade und die Erfrischung ist herrlich bei den hitzigen Sommertagen, die wir hier erleben.

Da wir nach der Tageswanderung noch ein bisschen müde Beine gehabt hatten, dachten wir, dass ein Kanuausflug zur Abwechslung mal die Arme in Anspruch nehmen würde, was auch nicht schlecht wäre. Nun sieht das ganze immer leichter aus als es ist. Und so sind wir ganz unbedarft eingestiegen, Karin hinten und ich vorne, doch das hat einfach nicht klappen wollen mit dem Steuern. Und so mussten wir nach ein paar Ehrenrunden im Hafenbecken erst die Plätze tauschen bis wir um unser Gleichgewicht und Rhythmus zu finden. Nach dem Switch ging es alsbald richtig flott vorwärts.

Paddelnd erkundeten wir die nähere Uferumgebung und wo es uns gefiel, gingen wir auch mal an einem lauschigen, einsamen Strand an Land um ein bisschen zu verschnaufen.

Die Impressionen, die wir vom Te Urewera Nationalpark am Lake Waikaremoana einfangen konnten, werden unvergesslich bleiben. Ein Erlebnis der etwas ruhigeren, gemächlicheren Art.