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- Geschrieben von Kälin Edgar
oder wenn man froh ist, wenn die Wetterberichte nicht ganz stimmen
-> Reisefotos vom 15. bis 18. Tag
Ok, die Ausssichten waren nicht wirklich rosig für die 4-Tages Wanderung auf dem Milford Track. Heftige Regenfälle (das heisst hier schon mal bis zu 20cm, wohl verstanden pro Stunde), Hagel, Schnee, Sturmwinde um die 90km/h, so dass der Regen horizontal daherkommt, eben das volle Programm. Dies war wohl neben den Knieproblemen mit ein Grund, dass sich Karin gegen den Great Walk entschied und so war ich dann alleine unterwegs, rsp. zusammen mit 39 anderen, die gewillt waren dem Wetter und den Wanderstrapazen zu trotzen, was immer da kommen möge.
Der Track startet nicht etwa direkt mit wandern, nein, zuerst gibts ein 45-minütige Busfahrt und anschliessend eine stündige Bootsfahrt an den Ausgangspunkt Glade Wharf. Erst dort nimmt man dann die 33.5 Meilen oder die 56 komma par Zerquetschte unter die Füsse. Wobei der erste Tag noch ganz gemütlich anfängt, denn nach weiteren eineinhalb Stunden gemütlichen Spaziergangs entlang des Clinton Rivers erreicht man bereits die Clinton Hut, wo alle Independent Walker übernachten müssen. Man trifft sich hier ein erstes Mal mit denen, die einem über die nächsten Tage begleiten werden. Dabei ist man wirklich ein "Unabhängiger Wanderer", denn ob man alleine losmarschiert oder in Gruppen mit anderen läuft entscheidet sich in der Regel ganz spontan und manchmal je nach Strecke oder Länge der Foto-Pausen die man einlegt.
Nochmals zurück zu den Independent Walkern; der andere Schlag Walker sind die Guided Walkers, also solche die bereit sind für die gleiche Strecke mehr als 1200 NZ$ (knapp 1000 CHF) hinzublättern. Dafür übernachtetet man in eigenen, bewirtschafteten Hütten, in der Regel mindestens 1 Wanderstunde entfernt von den Huts des normalen Fussvolkes. Man kriegt in diesen Lodges das Essen vorgesetzt und hat neben den Doppelzimmern auch eigene Warmwasserduschen. Für den "richtigen" Wanderer ist schon die Vorstellung daran ein Graus. Macht es doch viel mehr Spass sein Essen selbst zu schleppen, selber zu kochen, am Abend müde in den Schlafsack zu kriechen und vor dem Schlafen die Ohrenstöpsel zu montieren, da einer im Massenschlag immer am schnarchen ist.
Über Nacht hat es heftig geregnet und die Gipfel waren frisch eingeschneit, so waren wir für den 2. Tag gewarnt und rechneten mit nassen 6h. Aber wir hatten Glück, denn abgesehen von ein bisschen Nieselregen wurden wir richtig verschont und dies waren nicht die einzigen falschen Prognosen, denn die Wanderzeit war ebenfalls nur 5h. Wobei die letzte Stunde der Aufstieg zur Mintaro-Hut, die heftigste davon war. Die Hütte liegt ein Katzensprung entfernt vom Lake Mintaro, der Quelle des Quintin Rivers, umgeben von steilen Bergflaken, also nichts für Flachländer, die offene Weiten um sich brauchen. Wer dachte wir hätten bezüglich Wetterprognosen schon das schlimmste gehört, der hatte sich getäuscht. Unser Hut Ranger, hier in der Mintaro-Hut ausnahmsweise mal eine Frau ("Keri"), erläuterte uns, dass sie von der DOC-Basis in Te Anau über so ergiebige Regenfälle (200-300mm) unterrichtet wurde, dass es nicht sicher war, ob wir morgen weiterwandern könnten. Dies würde erst am andern Tag entschieden, es könnte sein, dass wegen der Regenfälle Gebiete weiter unten überflutet würden und dadurch die Wandergruppe vor uns und somit auch wir blockiert würden. Denn hier auf dem Track können jeweils nur alle zusammen loswandern oder alle bleiben. Es ist immer ein Nachrücken von 40 Wandern von der einen Hut zur anderen.
Tja, aber auch diesmal sollte es anders kommen. Auch in der 2. Nacht hat es wieder stark geregnet, aber doch nicht so stark wie angekündigt. Der Morgen danach war jedoch recht freundlich, zwar neblig aber sonst trocken. Also ging es früh los, denn es wartete die anspruchvollste Etappe auf uns. Wir hatten den Mackinnon-Pass zu überqueren. Ein 800m-Aufstieg wartete zum Frühstück auf uns, gleich gefolgt von einem Knie-tötenden 1000m Abstieg. Wir wurden für diese Strapazen mit unvergesslichen Eindrücken belohnt. Herrliche Ausblicke zurück ins Tal des Clinton-Rivers, die spektakuäre Wand des 12-Second-Drops und dann natürlich der 580m hohe Sutherland-Wasserfall sind nur einige der Meilensteine des heutigen Tages. Und das ganze teilweise sogar bei Sonnenschein, einfach wunderbar. Da machte es auch nichts, dass am Abend die Füsse in der Dumpling Hut brannten und die Knie weich wie Pudding waren.
Die grosse Überraschung folgte dann am letzten Tag, Sonne bereits am Morgen und diese blieb auf dem Rest des Wanderung bis zum Sandfly Point unser Begleiter. Übrigens kann ich bestätigen, dass der Sandfly Point seinen Namen zurecht trägt. Die kleinen Biester kommen dort in ganzen Wolken vor und hätte ich nicht eine dicke Schicht Anti Brumm aufgetragen wäre ich wohl bei lebendigem Leib von Ihnen gefressen worden und ich sage Euch da sind Mückenstiche die reinste Wohltat dagegen.
Mit diesem Tag fand eine fantastischen Wanderung durch die Wildnis des Fiordland Nationalparks ihren Abschluss und ich bereue es nicht, trotz der schlechten Prognosen, doch losgezogen zu sein. Und ich bin auch dankbar, dass nicht alle Prognosen eingetroffen sind, denn dass das angekündigte auch stattfinden kann wurde unterwegs mehrfach ersichtlich.
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- Geschrieben von Kälin Edgar
oder von neuem ein unvergessliches Erlebnis in der Wildnis des Fjordland-Nationalparks
-> Reisefotos vom 13. und 14. Tag
Nachdem ich bereits im 2009 diesen Trip gemacht hatte, konnte ich Karin überzeugen, dass dies ein Must-Do in dieser Region ist. Der Overnight-Trip in den Doubtful-Sound muss man einfach erlebt haben. Wir hatten uns wiederum für Deep Cove Charter entschieden, denn das Familienunternehmen bietet ein einmaliges Ambiente und mit max. 12 Teilnehmern kommt man sich auch nicht vor, wie wenn man mit der Masse mitschwimmern würde. Andere Boote von Real Journey fassen bis zu 80 Personen, da ist man dann eher eine Nummer unter vielen.
Schon vom ersten Augenblick an fasziniert uns die wilde, raue Gegend des grössten, neuseeländischen Nationalparks, übrigens auch UNESCO Weltnaturerbe. Die Überfahrt über den Lake Manapouri ist schnell vorbei und man sieht bei der Ankunft an der Anlegestelle am anderen Ende des Sees schon von weitem die Hochspannungsleitungen des grössten Wasserkraftwerks Neuseelands. Es produziert 14% des neuseeländischen Stromes und nutzt dabei den Höhenunterschied vom See zum dahinterliegenden Doubtful-Sound. Das ganze Kraftwerk ist in den Fels hinein gebaut, von aussen sieht man nur die Wassereinlässe und eben die Hochspannungsleitungen.
Chris empfängt uns herzlich und wir laden unsere sieben Sachen in den Anhänger des Busses und schon gehts los über den Wilmot-Pass nach Deep Cove dem kleinen Hafen am Ende des Sounds, wo unser Boot auf uns wartet. Der Umstieg ist rasch erledigt und schon fahren wir los in Richtung Tasman Sea. 40 km liegen vor uns, so weit ist nämlich Deep Cove vom Meer entfernt. Der Doubtful Sound ist damit der 2. grösste Sound in Neuseeland.
Zum Mittagessen gibts feine frisch gefangene Langusten (Crayfish), Toast, Salat und weitere Leckereien. Gut gestärkt können wir am Nachmittag einen kleinen Kajak-Ausflug machen. Gut zu wissen, dass das Schiff immer in der Nähe ist, kajaken ist für Ungewohnte nämlich erstaunlich angstrengend.
Zur Erhohlung und Entspannung dürfen wir ein bisschen fischen. Cris kennt die guten Plätze und wir klappern einen nach dem anderen ab. Als ich dann den 1-Meter Hai an der Angel hatte war ich schon ein bisschen erstaunt. Alle auf dem Schiff waren begeistert, nichts desto trotz haben wir den kleinen nach ein paar Fotos vom Haken genommen und wieder zurückgeworfen. Und schwupp war er wieder in den Tiefen verschwunden. Das Anglerglück sollte uns hold sein und so fingen wir unser Nachtessen inklusive Vorspeise, denn wir erwischten auch einen Teriyaki-Fisch, den wir mariniert und roh mit etwas Sojasosse und Wasabi-Paste genossen.
Später holte Chris auch noch seine Reuse ein mit der er jeden Tag die Langusten für den Mittagstisch fängt. Es hatte wieder einige dieser Delikatessen dabei, wobei Weibchen und kleinere Exemplare artig wieder zurück geworfen wurden. Ein schonender Umgang mit Tieren und Umwelt wird hier vorbildlich vorgelebt.
So ging der Tag, trotz gelegentlichem Regen und düster, tief hängenden Wolken rasch vorbei. Uns wurde nie langweilig und dieses Wetter gehört wohl zur Kulisse des Doubtful Sounds. Die Stimmung an Board war ausnehmend positiv und wir freuten uns schon auf das Nachessen, nicht zuletzt, weil der Duft des im Ofen schmorenden Rehbratens uns seit einigen Stunden begleitet. Das Nachessen war nochmals ein Höhepunkt mit selbstgefangenem Fisch, Rehbraten, Kartoffeln, Gemüse und der obligaten Rüeblitorte (viel saftiger als in der Schweiz) zum Dessert, einfach einer herzhafte Schlemmerei.
Mit der Nacht kehr Ruhe ein im Sound, das Schiff lag geankert in einer Bucht und es schaukelte nicht mal, so dass die Ruhe nicht nur akustisch, sondern auch physisch spürbar wurde. Genau das richtige für einen tiefen, friedlichen Schlaf.
Wir fuhren bereits zurück als es am anderen Morgen das Frühstück gab. Nochmals konnten wir die Eindrücke auf uns wirken lassen. Als wir dann bei der Rückfahrt über die Passstrasse nochmals zurückblicken konnten auf den teilweise fast surreale Szenerie des Sounds, befiel uns ein unbeschreibliche Schwermut, aber auch eine innere Zufriedenheit etwas unvergleichliches erlebt zu haben.
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- Geschrieben von Kälin Edgar
oder wenn Distanzen keine Rolle spielen
-> Reisefotos vom 11. und 12. Tag
Unsere Reise ging weiter von Queenstown nach Te Anau. In der Schweiz würden wir wahrscheinlich Tal aufwärts fahren, einen Tunnel durchqueren und schwupps wären wir auf der anderen Seite des Berges angelangt. Hier aber sind wir in Neuseeland und Tunnels sind etwas noch rareres als richtige Autobahnen, wobei man den Neuseeländern lobend zugestehen muss, dass man überland wenigstens 100 km/h fahren darf. Also eben zurück zum Weg nach Te Anau, ohne Tunnel und demzufolge geradwegs rund herum um die Berge, satte 240km statt den 40 km Luftlinie. Man merkte dass Distanzen in Neuseeland keine Rolle spielen. Wer nicht fahren will der fliegt halt. Jedes mehr bessere Dorf besitzt hier ja mindestens ein Airfield (Flugfeld, im wahrsten Sinne des Wortes Feld!).
Tja und weil wir an diesem Tag schon so viel gefahren sind hatten uns auch die 84km bis etnlang der Milford-Road bis zur Divide nicht erschreckt. Dort befand sich nämlich der Ausgangspunkt zu unserer Nachmittagswanderung auf den Key Summit. Wir wollten das schöne Wetter ausnutzen und den herrlichen Ausblick von dort oben in vollen Zügen geniessen. Die gemachten Bilder sprechen wieder einmal für sich.
Am heutigen Tag geniessen wir ein bisschen die Ruhe und machen mal keine Tour. Für ein Paar Impressionen rund um Te Anau und Manapouri hats trotzdem gereicht. Die Fotos von unserer Standard Cabin sind übrigens speziell für Jessica, meine ältere Tochter. Sie hat sich im Gästebuch ja ein paar Bilder davon gewünscht. Übrigens, nur keine Scheu, wir freuen uns auf jeden Eintrag aus der Heimat.
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- Geschrieben von Kälin Edgar
oder wie man die Stadt der Abenteuer auch erleben kann, ruhig und friedlich
Wir haben heute den Trubel in und um Queenstown hinter uns gelassen. Sind einfach gemütlich mit der Gondola dem Vergnügungsstress entflohen. Obwohl auch der Hausberg nicht ganz vom touristischen Trubel verschont blieb und als Startbasis für Downhill-Biker, Gleitschirm-Piloten dient oder mit einer Kartbahn erweitert wurde.
Wir blieben dort auch nur für ein paar Panoramafotos und dann gings weiter rauf in Richtung Hausberg "Ben Lomond". Zuerst durch einen dunklen Kiefernwald voll mit Fliegenpilzen in allen Grössen und anschliessend querfeldein über Tussokgras bewachsene Hügel. Uns eröffnete sich einmal mehr ein wunderschönes Bergpanorama mit Ausblick auf den Lake Wakatipu. "...fast wie am Brienzersee..."; hörten wir Schweizer sagen, eine gewisse Ähnlichkeit ist wirklich nicht von der Hand zu weisen, mal abgesehen davon, dass hier noch ein bisschen mehr Platz herrscht...
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- Geschrieben von Kälin Edgar
oder ein Tag mit auf und abs im wahrsten Sinne der Worte.
Der Tag startete für uns sehr früh, denn um 01:15 ging im Zimmer der Feueralarm los. Zum Glück kein Daueralarm, sondern nur ein penetranter Piepston der darauf aufmerksam machte, dass am Rauchmelder die Batterie leer war. Tja und so mussten wir das Ding mitten in der Nacht von der Decke schrauben und auseinander nehmen, damit wir wieder weiterschlafen konnten. So richtig ausgeschlafen ist man da am andern morgen natürlich nicht.
Nichts desto trotz wollten wir uns auch heute nicht lumpen lassen und entschieden uns wegen dem trüben Himmels nochmals den Rocky Hill zu erklimmen. Glücklicherweise verbesserte sich das Wetter aber zusehends so, dass wir den Ausblick auf den Daimond Lake und den Lake Wanaka doch geniessen konnten.
Am Nachmittag fuhren wir dann von Wanaka weiter durchs Cardrona Valley Richtung Queenstown. Ausser endlosen, Tussok-Gras bedeckten Hügeln und hier und da einer Herde Schafe gibts in diesem gottverlassenen Tal nicht viel zu sehen. Einziger Höhepunkt ist der historische Dorfkern von Cardrona mit Hotel, Post und Gemischtwarenladen. Und ja, das hätte ich fast vergessen, wir fuhren ja auf der höchstgelegenen, geteerten Strasse Neuseelands. Der Pass mit Sicht auf Queenstown ist immerhin auf 1076m über Meer. Da wird jeder Holländer neidisch dabei.
Für die Softies unter den Neuseeländern (sehr rare Spezies) gibt's jetzt übrigens neben dem "Ich bremse auch für Possums"-Aufkleber fürs Auto auch eine Ergänzung nach dem Motto "Ich fahre auch auf geteerten Strassen..."
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